Im Frühjahr vom Ijsselmeer nach Zeeland und im Spätsommer vom Ijsselmeer nach Norderney. Das ist kurz zusammengefasst um was es in diesem Blog gehen wird. Ich muss zugeben, dass ich in den letzten Jahren ziemlich schreibfaul war. Eigentlich wollte ich den Blog komplett aufgeben, weil ich den Grund für die ganze Arbeit vermißt habe. Kaum jemand hat den Blog gelesen insbesondere die nicht für die er bestimmt war, doch jetzt will ich es doch noch einmal angehen zumal man so einen Blog auch als sein eigenes Bordbuch bezeichnen kann und man später immer noch mal einige Passagen nachlesen kann, die man vielleicht schon längst wieder aus seinem Kopf verdrängt hat. Aber jetzt genug Seelenstriptease.
In diesem Jahr hatten wir uns zwei größere Törns vorgenommen. Größer ist natürlich relativ. Für einige sind die Törns ein verlängertes Wochenende, während andere sich nie auf eine solche Reise begeben werden.
Teil 1:
Der erste Törn sollte von Hindeloopen über Den Helder nach Ijmuiden weiter nach Scheveningen dann an Hoek van Holland vorbei nach Stellendam und schließlich über die Roomport Marina nach Breskens gehen. Aber es wurde alles anders.
Wegen dem starken Nordwestwind am Starttag in Hindeloopen entschlossen wir uns südlich in Richtung Enkhuizen zu orientieren. Es war ein schöner Segeltag immer 5-6 Bf aus nordwestlicher Richtung. Der Wind sorgte dafür, dass wir schon in sehr kurzer Zeit die Einfahrt von Enkhuizen zu erreichen. Wir überlegten kurz weiterzusegeln, bis wir feststellten, dass sich unsere Genua nur sehr schwer aufrollen ließ. Da wir ja gerade erst am Anfang des Urlaubs waren, entschlossen wir uns doch in Enkhuizen zu bleiben und der Ursache für das Problem erst mal auf den Grund zu gehen. Im Compagnieshaven festgemacht rollten wir die Genua wieder aus sortierten die Leine auf der Rolle und rollten die Genua langsam und eng wieder ein.
Alles schien gut und nach einem schönen Nachmittag und schönen Abend in Enkhuizen begaben wir uns auf den Weg nach Lelystad zur Flevo-Marina. Die Flevo-Marina gehört zum Verbund von Skips-Maritim, dem auch die Marina in Hindeloopen angehört. Wenn man in einem dieser Marinas einen Liegeplatz hat, kann man bis zu 5-mal in den anderen zugehörigen Marinas kostenlos übernachten. Das haben wir noch nie voll ausgenutzt und hatten es uns für dieses Jahr mal vorgenommen, da wir kurz vor einem annähernden Frühjahrssturm waren und uns für einige Tage an einen sicheren Ort verkriechen mußten.
Der Sturm hielt bei 8 in Boeen 9 Beaufort dann tatsächlich auch 2 Tage an. Es wurde im Hafen so laut, dass wir auch Nachts kein Auge zu kriegten. Wir hatten uns tatsächlich kurz überlegt, ob wir uns ein Zimmer nehmen sollen. Aber als es dann am kommenden Tag wieder sonnig wurde und der Wind auch 5-6 Bft runterging segelten wir weiter nach Volendam, dem Ballerman vom Markermeer. Auch hier sind wir immer wieder gerne, sofern man im Gemeindehafen noch einen schönen Liegeplatz bekommt und nicht im Päckchen nachts über 3 Boote klettern muss. Aber wir hatten Glück, der Hafen war überraschend leer und wir lagen alleine, so dass es abends auch ruhig später werden konnte.
Dann ging es weiter durch Amsterdam, das wir diesesmal nur durchquerten ohne anzulegen, bis nach Ijmuiden. Amsterdam ist immer einen Aufenthalt wert, selbst wenn man schon zigmal da war. Wir hatten aber viel Zeit durch den Sturm verloren und wollten doch unbedingt nach Zealand. Der Wind, den man auch im Nordseekanal gut merken konnte, frischte nach der Schleuse auf 7 Bft auf. Das Anlegen ist im Tidenhafen in Ijmuiden bei 7 Bft Seitenwind nie ganz einfach, da man die Achterleine nicht einfach über den Pfahl legen kann, sondern immer irgendwie durch die Öffnung zwischen Pfahl und Stahlstange fummeln muss. Es klappte diesmal aber super. Vielleicht werden wir doch immer routinierter.
Das Wetter am kommenden Tag war sonnig, aber mit immer noch 7 Bft für uns noch zu windig um auf die Nordsee rauszufahren. Deswegen entschlossen wir uns zum Strandtag.
Dann endlich am 7. Tag unseres Urlaubstartes begann unser Törn auf der Nordsee in Richtung Süden. Das Wetter und der Wind waren super. Sonnig und 5-6 Bft Halbwindkurs. Da wir unser Etappenziel Scheveningen schon nach kurzer Zeit erreicht hatten, entschlossen wir uns weiter zu segeln. Vorbei an Hoek van Holland erreichten wir am späten Nachmittag Stellendam. Die Einfahrt vor Rotterdam war für uns absolut neu. Man hatte ja schon einige Geschichten von langweilig bis absolut chaotisch gehört. Bei uns war es irgendetwas dazwischen. Nachdem wir uns im UKW – Funk angemeldet hatten und auf dem angegebenen Kanal immer hörbereit waren, passierte funkmäßig überhaupt nichts. Der Verkehr wurde aber immer stärker und mit Hilfe unseres AIS konnten wir die Richtung und vor allem die Geschwindigkeit der großen Schiffe richtig einschätzen. Also ein Hoch auf AIS, das hat sich bei uns schon einige Male echt bezahlt gemacht.
Die Schleuse in Stellendam dauerte dann etwas, so dass wir beim Sonnenuntergang in die schöne Marina Stellendam einfuhren. Die Marina war sehr gepflegt und die sanitären Einrichtungen erinnerten uns an die Marina Amsterdam. Am nächsten Tag erfuhren wir dann vom Schleusenwärter, dass wir Glück haben, dass wir noch durch die Schleuse fahren können, da sie nach uns wegen Bauarbeiten geschlossen wird.
Weiter gings an den Küsten von Zealands vorbei zur Westerschelde und dann nach Breskens. An diesem Tag fühlten wir uns versetzt in die Karibik. Warm, sonnig, blauer Himmel, türkises Wasser 3-4 Bft am Windkurs und immer wieder Seehunde, die dem Schiff neugierig doch sehr nah kamen.
Beim Durchqueren der Westerschelde konnten wir unser AIS wieder sehr gut nutzen. Vor der Einfahrt in die Marina Breskens lief eine nicht zu vernachlässigende Tiedenströmung. Da der Hafenmeister sein Büro schon geschlossen hatte, suchten wir uns einen schönen Liegeplatz, an dem wir auch die kommenden Tage bleiben konnten.
Breskens gefiehl uns sehr gut. Nicht nur die Marina, sondern auch die Stadt, die infrastrukturmäßig alles bietet, aber besonders auch die Strände mit ihren schönen Strandcafes.
In Breskens erreichten wir auch unsere Urlaubszeithalbzeit. Deshalb beschlossen wir uns statt noch weiter nach Blankenberge (Belgien) zu segeln, langsam wieder in Richtung Ijsselmeer zu orietieren. Der Wind sollte sich zudem in den kommenden Tagen, laut Wetterbericht, sehr rahr machen, was uns die Rückkehr zusätzlich erschwerte. Beim Durchqueren der Westerschelde lief das Boot noch, doch dann schlief der Wind total ein, so dass wir uns entschieden diesmal schon im Roompot Beach Resort unterzukommen. Nachdem wir an den Stränden von Domburg und Oostkapelle vorbeimotorten, wo wir früher den Campingurlaub mit unseren Kindern verbracht haben, erreichten wir die Schleuse Neeltje Jans. Zu unserem Entsetzen war diese auch wegen Bauarbeiten geschlossen. Wir erfuhren aber über Funk, dass die Schleuse Stellendam vorübergehend wieder auf hatte. Also weiter mit Motor zur nächsten Schleuse. Die erreichten wir mit dem letzten Tageslicht und verbrachten die nacht wieder in der Marina Stellendam.
Noch an diesem Abend entdeckten wir eine Seite im Internet ohne die man eigentlich nie durch die niederländischen Kanäle fahren sollte. http://www.vaarweginformatie.nl/fdd/main/berichtgeving
Da der Wind auch in den kommenden Tagen ausbleiben sollte, beschlossen wir, statt durch die Nordsee über die Binnenmeere und Kanäle Zealands und Nordhollands bis nach Amsterdam zu motoren, oder vielleicht zu segeln. Über den Haringvliet konnten wir noch ein wenig mit der Genua segeln, doch dann kam die Haringfliethbrug und direkt danach Willemstad. In der Marina Willemstad, die direkt neben der Wehranlage der Bastionstadt Wiiemstad liegt kann man sehr gut übernachten und die Stadt besuchen.
Über Dordrecht ging es dann nach Rotterdam, wo wir uns schon übers Worldweitweb beim der Watersportvereniging „Ijsselmonde“ einen Liegeplatz für 2 Nächte reserviert hatten. Ijsselmonde liegt vor den Toren von Rotterdam, so dass man mit Bus oder/und Straßenbahn in die City fahren muss. Das ist aber kein Problem. Während wir schon x-mal in Amsterdam waren, waren wir noch nie in Rotterdam. Rotterdam ist ganz anders. Nicht gemütlich, nicht kuschelig, sondern weitläufig. Hier gibt es architektonische Highlights, schöne Ecken, aber alles ist sehr weitläufig, so dass man hier nur mit einer Tagesfahrkarte für der ÖPNV klar kommt. Die bekommt man unserer Erkenntnis nur bei der Touristeninfo, die du aber von Ijsselmonde aus erst erreichst, wenn du vorher schon die Fahrkarte dorthin bezahlst hast. Also sehr ungünstig. Vielleicht gibt es ja andere Möglichkeiten.
Auf den ersten Fotos sieht man die Markthalle und einige Leckerein, die man dort für viel Geld erwerben kann, Etwas tiefer einen kleinen Ausschnitt der Rotterdamer Skyline und der Erasmusbrücke Rotterdams Schwanenbrücke. Im zentralen Yachthafen von Rotterdam stehen eher solche Bootskategorien, die dann auch noch einen Hubschrauber im Gepäck haben. Hier haben wir uns aus finanziellen Gründen nicht reingetraut.
Von Rotterdam gings über Gouda, Alphen aan den Rijn weiter nach Haarlem. In Haarlem machten wir dann noch einmal einen Tag Rast und waren froh, die Kanal und Brückenfahrt fast hinter uns zu haben. Von Haarlem war es nur noch ein Klacks bis Ijmuiden von wo wir unsere Heimfahrt nach Hindeloopen gestalten wollten. In Ijmuiden wurden wir mit Pauken und Trompeten empfangen.
Am kommenden Tag machten wir uns auf den Weg nach Den Helder wo wir eigentlich noch einmal übernachten wollten. Aber Wind und Wetter hatten uns so schnell in Richtung Norden geschoben, daß wir uns entschlossen doch noch mindestens bis nach Den Oever zu segeln und dort unser Nachtquartier aufzuschlagen. In Den Oever angekommen war es immer noch nicht dunkel, so entschlossen wir uns die Nacht doch schon in Hindeloopen zu verbringen. Es war unsere erste Nachtfahrt im Ijsselmeer. Man muß dort dann schon sehr aufpassen, das man keine Fischernetze mitnimmt oder schlimmer noch nicht beleuchtete Tonnen wie die bei der Einfahrt nach Hindeloopen. Aber es klappte alles einwandfrei bis wir endlich die Hafeneinfahrt unseres momentanen Heimathafens erreicht hatten. Es war 1 Uhr nachts und es machte rums. Wir hatten mitten in der Einfahrt eine Grundberührung. Glücklicherweise waren wir direkt wieder frei und es war nur Sand. Unser Liegeplatz war glücklicherweise frei, so dass wir wie gewohnt anlegen konnten und uns dann sofort ins Bett fallen ließen.
Es war ein sehr schöner Törn und man kann sagen jeder Hafen, den wir angefahren haben war eine Reise wert.
Die Fortsetzung folgt im nächsten Teil – eine Reise nach Norderney.