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Segeln 2017 Teil 2

Allgemein / Segeln 2017 Teil 2 / Törns

Teil 2:

Wie versprochen kommt jetzt der 2. größere Törn in diesem Jahr. Geplant war der Hinweg über  die Schleuse Kornwerderzand, Harlingen, Leeuwarden, Dokkum, Lauwersoog, Borkum nach Norderney. Zurück war zu diesem Zeitpunkt noch nicht geplant.

Aber noch mal von vorne. Unsere Reise begann wie fast immer bei schönem Wetter und idealen Segelbedingungen.  Da wir auf dem Ijsselmeer mit halbem Wind und im Watt mit achterlichem Wind segeln konnten und ohne Wende oder Halse auskamen und zudem beide Schleusen „Kornwerderzand“ und „Harlingen“ ohne große Wartezeiten passieren konnten, erreichten wir Leeuwarden genau in der Brückenpausenzeit und mussten dort knapp eine Stunde warten. Das war aber weiter nicht schlimm, da wir in Leeuwarden geplant übernachten wollten.

Leeuwarden ist für einen Zwischenstopp sehr schön. In der Universitätsstadt gibt es alles. Der Liegeplatz liegt in einem Park, der zentral neben der Innenstadt liegt. Man kann flanieren, lecker essen gehen, shoppen, den Proviant im nahegelegenen Supermarkt auffüllen oder einfach nur die Beine baumeln lassen und das Treiben auf dem Kanal beobachten. Da wir schon wiederholt hier waren, blieben wir nur eine Nacht und machten uns auf den Weg nach Lauwersoog.

Auf diesem Weg passiert man noch Dokkum auch ein sehenswerter Zwischenstopp. Das Problem hier ist, dass es auch hier eine Brückenpausenzeit gibt, die wir hier voll ausnutzen durften, weil direkt vor unserer Nase die 1. Brücke schloss und auch erst einmal geschlossen blieb. Aber auch Dokkum war uns schon bekannt, da wir hier schon übernachtet hatten. Deshalb verbrachten wir die Brückenpause mit der Zubereitung eines Mittagsessens und einem anschließenden Mittagsschlaf. Beinahe hätten wir die Brückenöffnungszeit verschlafen.  Es ging dann aber trotzdem zügig weiter bis zur nächsten Schleuse „Dokkumer Nieuwe Zeilen“.  Kurz danach noch im Kanal Dokkumer Djip konnten wir die Segel  setzen und durch den Nationalpark Lauwersmeer bis zur Schleuse nach Lauwersoog  segeln. Übernachtet haben wir dann im Außenhafen. Es gibt da einen abgegrenzten Bereich im Fischereihafen, der ideal für Yachten ist, die am kommenden Tag zügig starten wollen. Preiswerter ist allerdings der Innenhafen. Direkt neben dem Außenhafen liegt der „Vishandel Sterkenburg“ mit zwei großen Außenterrassen. Selten habe ich so einen leckeren Lekkerbekje (gebackener Kabeljau) gegessen.

Am nächsten Morgen wollten wir eigentlich 2 Stunden vor Niedrigwasser den Hafen verlassen um das ablaufende Wasser noch nutzen zu können und dann nach der Riffpassage die Strömung in Richtung Borkum wieder mit uns zu haben. Aber wie das immer so ist. Zuerst ein wenig verschlafen, dann nach Frühstück und Dusche 2 Stunden zu spät, am absoluten Tiefpunkt der Tide. Weiter kein Problem außer im Wattbereich die ganze Zeit die Strömung gegen uns und damit Zeitverzug.  Aber dann kam die Überraschung. Nachdem wir losgemacht hatten und uns leise vom Liegeplatz entfernen wollten, stellten wir fest, dass wir im Schlamm feststeckten.  Das Ablegen war dann doch nicht so leise, da wir den Motor mehr bemühen mussten als uns lieb war. Aber wir kamen frei und machten uns auf den Weg nach Borkum.

Trotz geringer Windstärke 3-4 Bft machen die Riffs rechts und links der Fahrrinne doch sowohl optisch als auch akustisch mächtig Eindruck. Bei mehr als 5 Bft sollte man sich die Einfahrt meiner Meinung nach ersparen. Obwohl  unser Kartenplotte im Frühjahr aktualisiert worden war zeigte er uns bei der Fahrt nach Tonnenstrich eine Fahrt über die Untiefen an.  Daran sieht man, wie schnell sich die Verhältnisse im Watt verändern und dass man nie allein nach Kartenplotter fahren sollte.

Als wir das Riff passiert hatten begann eine entspannte Fahrt entlang der Insel Schiermonnikoog nach Borkum.

Anekdote aus dem Jahre 2016:

 Auch hierzu gibt es noch eine Geschichte aus dem Vorjahr. Ein Jahr zuvor waren wir schon einmal nach Borkum aufgebrochen. Damals war es das erste Mal und wir hatten uns einen Tag vorher die aktuellste Papierkarte gekauft, die es damals gab. Zusätzlich hatten wir uns im Internet und anderer Lektüre über die Überfahrt informiert. Das Wetter war super und wir fühlten uns bestens gerüstet. Der in der Lektüre empfohlener Weg war über das Huibertgat, weil man hier ohne die große Berufsschifffahrt fahren kann anders als in der Westerems. Das mit der Berufsschifffahrt stimmte. Was wir nicht wussten, dass man die letzte Tonne vor der Ems kurz davor deutlich südlicher positioniert hatte und wir diese deshalb nicht sehen konnten. Unsere „aktuelle“ Papierkarte sowie der Kartenplotter zeigten eine Tonne, die in der Wirklichkeit aber nicht da war. In unserem Leichtsinn glaubten wir kurz, dass die Tonne aus Ersparnisgründen entfernt wurde, weil wir das im Ijsselmeer auch schon dann und wann erlebt hatten. Aber wie gesagt, wir glaubten das nur kurz, dann machte es nämlich ruuuuussssss – und es war kein Sand. Der Aufprall auf den Untergrund (Steine, Felsen, o.ä.) war so heftig, dass wir glaubten der Mast kommt runter, der Kiel ist abgebrochen und wir haben sicher einen enormen Wassereinbruch. Doch nichts der Gleichen. Der Mast blieb oben (nur der Radarreflektor hat den Skipper kurz verfehlt) und Wassereinbruch konnten wir auch nicht feststellen. Nachdem wir die Kielschrauben inspiziert hatten waren wir sicher, dass auch der Kiel nicht komplett abgebrochen war.  Unklar war jetzt noch die Ruderanlage. Die konnten wir nicht testen, weil uns die Wellen von einem Felsen auf den nächsten warfen und wir Angst hatten, dass das Boot dabei kentert.  Nachdem wie Ems Traffic informiert hatten uns die uns auf dem Radar hatten fühlten wir uns ein wenig sicherer.  Als wir aber nach ca. 3 Stunden hier immer noch festsaßen, ohne dass uns die Flut aus diesen Untiefen hebt, wie wir es die ganze Zeit erhofft hatten wurde es uns doch dann mulmig, zumal es auch immer später wurde, sich die Dunkelheit langsam bemerkbar machte und sich die Kollegen, die in Verbindung mit Ems Traffic standen nach und nach ins wohlverdiente Wochenende verabschiedeten. Als wir uns dann nach besagter Wartezeit und froh immer noch kein Fischfutter zu sein mal wieder bei Ems Traffic meldeten, schickten die uns dann doch noch ein niederländisches Seenotrettungsboot von der KNRM. Just in dem Moment in dem die Niederländer eintrafen konnten wir uns doch mit Hilfe der Flut selbstständig aus der misslichen Lage befreien. In Absprache mit dem niederländischen Kapitän folgten wir dem Rettungsboot, das uns in tieferes Wasser bringen sollte. So weit so gut. Wir fuhren. Nach ca. einer Minute machte es wieder rums und wir saßen wieder fest. Das konnte sich selbst der niederländische Kapitän nicht erklären. Glücklicherweise waren wir aber nach ein paar Motorschüben wieder frei.

Von nun an ging es ohne Probleme in den alten Marinehafen Burkana, in sanfter Obhut der Niederländer, die uns dann auch noch auf die enorme Tidenströmung vor der Fischerbalje (Einfahrt zu den Häfen) hinwiesen, die nicht unterschätzt werden darf. Aber diese Geschichte nur an Rande – fiel mir gerade so ein.

Nachdem wir diese Geschichte im Vorjahr erlebt hatten, wollten wir nie mehr übers Huibertgat nach Borkum gelangen sondern ab jetzt immer nur noch über die Westerems. Das haben wir dieses Jahr auch praktiziert und es war absolut entspannt.

Dumm war nur, dass diesmal der Burkanahafen voll belegt war und wir in Gewerbehafen Päckchen liegen mussten.  Aber schon am nächsten Morgen wurde eine Box frei und wir konnten unseren Borkumaufenthalt unbeschwert genießen. Auf den Inseln benötigt man überall Fahrräder insbesondere aber auf Borkum. Natürlich kann man auch den ÖPNV oder die Kleinbahn nutzen um die Stadt zu erreichen, ist dadurch aber trotzdem eingeschränkt wenn man die ganze Insel erkunden will, z.B. das Ostland oder die weiten Oststrände. Am Westkap ist die Seehundbank auf Borkum. Hier kann man den Seehunden ziemlich nah kommen.

Nachdem wir uns 2 Tage auf Borkum entspannt hatten ging die Reise weiter nach Norderney. Von der Westerems geht’s durch das Riffgat des Borkumriffs in Richtung Windradpark. Wenn man das Riffgat durchquert hat, kann man nach Ost abdrehen und den Inseln Borkum und Juist entlang nach Norderney segeln.

Am Ende der Insel Juist kommt man leicht in Versuchung Norderney direkt über den Schluchter anzusteuern (die Sirenen rufen schon). Aber ich würde es jedem Skipper raten, wenn er ein Boot mit festem Kiel hat, die 2 Stunden noch dranzuhängen und von der anderen Seite über das Dovetief die Insel anzusteuern. Die Fahrrinne war ausreichend betonnt und ich hatte bei einem Tiefgang von 1,70 m bei mittlerer Tide genug Wasser unter dem Kiel. Vom Norderneyer Yachthafen waren wir angenehm überrascht. Entgegen der Norm bekamen wir auf Anhieb einen schönen Liegeplatz und konnten von dort auch ebenfalls 2 Tage die Insel voll genießen. Norderney gefiel uns noch einen Ticken besser als Borkum. Auf Borkum ist die Strandpromenade reizvoller als auf Norderney, dafür bot die Stadt und vor allem der FKK – Strand absolute Vorzüge. Am FKK – Strand kamen wir uns ein bisschen wie in der Südsee vor – feiner, weißer, sauberer Sand und türkisblaues Wasser (na ja fast türkis).  In der Stadt wurde die Skippersfrau immer wieder von der Biokosmetik angezogen.

Aber auch die Zeit auf dieser schönen Insel musste ein Ende haben. Unser nächstes Ziel war Vlieland in Holland. Ursprünglich war ja noch Helgoland angedacht, aber die Zeit wurde knapp und die Wettervorhersage für die kommenden Tage war nicht gerade rosig. Man sah in der Ferne schon den Herbst.  Um den Nachttörn zu vermeiden hatten wir noch eine Zwischenübernachtung auf Borkum und Lauwersoog.

Bei der Überfahrt  nach Vlieland hatten wir buchstäblich die Ruhe vor dem Sturm. Nach ein bis zwei Stunden Fahrt schlief der Wind total ein und wir mussten den Rest motoren.  Zum Schluss gab es dann einen Konvoy von unterschiedlichen Nationen möglichst immer entlang der 10 m Tiefenlinie durch das Untiefengebiet zwischen Terschelling und Vlieland bis zur sicheren betonnten Fahrrinne zum Vlielander Yachthafen.

 

Hier wollten wir noch einen Strandtag einlegen und uns dann wieder ins heimische Ijsselmeer verholen. Laut Wettervorhersage war das auch möglich. Strandtag sonnig und noch Badehosenwarm. Der nächste Tag sollte eigentlich noch genauso aussehen, nur der Wind sollte auf 5 Bft zunehmen und von Nord kommen. Also ideal für nur mit Genua in Richtung Harlingen zu segeln. Aber es wurde am nächsten Tag alles anders als vorausgesagt. Es war bewölkt und schon am frühen Morgen pfiff der Wind im Hafen bei 6 Bft.  Nach der Recherche aller Wettervorhersagen sollte das Wetter in den kommenden Tagen/Wochen nicht besser werden. Schließlich entschlossen wir uns doch aufzubrechen bevor das Wetter in den kommenden Tagen so richtig mies würde. Wir hatten den Hafen gerade mit einigen anderen Booten verlassen und den Schutz der Insel verlassen, da ging es auch sofort so richtig zur Sache. Wind, Strömung und Wellen kamen von vorn, so dass unser 50 PS Volvo Penta nur noch eine Höchstgeschwindigkeit über Grund von 2 Knoten schaffte. Erst als wir die Seegatten zwischen Vlieland und Terschelling erreicht hatten, bekamen wir den Wind von hinten und hatten ohne Segel und Motor einen Speed von 11 Knoten über Grund. Der Wind hatte sich jetzt in Böen bis über 9 Bft gesteigert und die Sicht war wegen des sehr heftigem Regen und Dunst auf unter 50 m geschmolzen. Zum Glück hatten wir unseren Außenplotter mit AIS auf dem wir wenigsten die großen Schiffe rechtzeitig entdecken konnten. Da wir wegen geringer Sichtweite natürlich auch keine Tonnen mehr sehen konnten blieb uns nichts anderes übrig, als uns auf den im Frühjahr vorher aktualisierten Kartenplotter zu verlassen. Die wesentlichen Tonnen waren tatsächlich da wo sie angezeigt wurden. Das Ganze dauerte etwa eine Stunde und dann war der ganze Zauber vorbei.  Die Sonne kam raus, der Wind ließ deutlich nach und die Freude am Segeln war zurückgekommen. Ich glaube die Strecke von Vlieland nach Harlingen hatten wir noch nie so schnell zurückgelegt, ca. 2 Stunden. Da wir aber nicht in Harlingen bleiben wollten sondern noch Hindeloopen erreichen wollten gings weiter. Zunächst mit Supersegelwetter. Halber bis achterlicher Wind bei 5 Bft.  Das ungefähr 20 Minuten. Dann kam aus Westen eine dunkele Regenwalze auf uns zu, die so schnell war und sowie Wind frei ließ, dass wir das Vorsegel gar nicht so schnell einrollen konnten. Zum Glück hatten wir nur das Vorsegel gesetzt.  Da der Wind bis zur Schleuse Kornwerderzand so stark blieb befürchteten wir schon, dass der Brückenwärter die Brücke vor der Schleuse gar nicht mehr aufmacht und wir nicht mehr reinkommen ins Ijsselmeer.  Glück gehabt. Im buitenseitigen Vorhafen, der in Westrichtung geschützt ist, war der Wind nur noch ca. 6 Bft. Wir mussten das Boot zwar eine halbe Stunde vor der geschlossenen Brücke bändigen, da ein Anlegen dem Skipper zu brenzlich erschien. Aber dann erklang die Erleuchtung – das Bimmeln der Schranken. Die Schranken für den Autoverkehr gingen runter und die Brücke fing an sich zu öffnen. Idealerweise waren die Schleusentore auch schon offen, so dass man direkt in die Schleuse einfahren konnte und das Boot erst einmal festmachen konnte. Erleichterung.

Nach der Schleuse wurde erst mal wieder Segel gesetzt und Kurs in Richtung Hindeloopen genommen. Und wie es der Himmel so wollte. Auch im Ijsselmeer wurden wir von einer Regen- und Böen Walze erfasst. Aus den Vorgängen von 2 Stunden vorher schlauer geworden, rollten wir sofort die Fock ein und holten schnell auch noch das Groß ein. Dann ging es auch schon los. Unter der Sprayhood und bei laufendem Diesel – kein Problem. Beim Einlaufen in Hindeloopen hörte der Regen auch schon wieder auf, so dass wir sogar trocken anlegen konnten.

Am Abend beim heißen Tee haben wir resümiert, dass das wohl der ungemütlichste Tag in unserer Seglerkarriere war.  Dazu war es der Letzte in der Segelsaison 2017.

Trotzdem war es wieder ein toller Törn und wir hoffen, dass es 2018 wieder tolle Schiffsreisen mit der DE NADA geben wird.

 

 

 

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